Monat: März 2015

Perspektiven

Was für eine starke Kraft doch unsere Laune ist. Sie verändert die Dinge der Welt, indem sie uns eine Perspektive gibt.
Das allein müsste uns die Erkenntnis verschaffen, dass wir es nicht mit Konstanten zu tun haben, sondern dass wir die Dinge selbst durch unsere Gedanken mit Bedeutung versehen.
Geht es uns gut, sind die Dinge schön, fühlen wir uns schlecht, ist die Welt böse.
Und wie ist in diesem System überhaupt so etwas wie Wahrheit zu finden? Vielleicht müssen wir annehmen, das Wesen der Dinge definiert sich durch all seine Seiten – ebenso wie das unsere.
Aber wieso wollen wir da nur so oft und gerne das Schlechte für wahr haben und nicht das Gute?

Ich will noch nicht langweilig werden

Dass meine 40-seitige Bachelorarbeit nun endlich ohne mich weiterleben kann, ist ein Grund zum Feiern. Morgen gebe ich sie ab. Meine Freude könnte nicht größer sein. Und als ob es der Teufel roch, brachte er heute eine gute Freundin von mir dazu, mir eine Einladung zu schicken, die weniger erfreulich war. Sie bat zu einer Tupper-Party.

Als ich das sah, rechnete ich erst einmal mein Alter aus. Ich kam auf 28. Dann befragte ich mich zu meinem gefühlten Alter. Das wollte nicht so recht passen. Ich antwortete: „Ich fühl‘ mich noch zu jung für sowas. Für ’n Saufgelage bin ich hingegen stets zu haben!“, erntete Gelächter, und meinte es doch eigentlich ernst. Das ist ja ein Fluch des Lebens: dass man nicht ernst genommen wird, wenn man möchte und nicht verstanden wird, wenn man spielt.

Was mache ich nun mit meiner freien Zeit als Studentin? Einen Job könnte ich mir suchen. Das wird allerdings nicht einfacher als das Schreiben einer Bachelorarbeit. Wenn man so direkt nach dem Studium arbeiten möchte, ist man ja noch ganz grün hinter den Ohren. Ist man das? Also wer was weiß in Berlin, kann sich bei mir melden. Ich kann Löcher in der Wand verspachteln, einen Notstromaggregat bedienen – mit Zweitakter-Mischung herstellen -, denken und schreiben, und vor Spinnen hab‘ ich auch keine Angst!

Jetzt bin ich 28, habe keinen Job, eine Katze und werde zu Tupper-Partys eingeladen. Ist das meine Zukunft? Bitte, Leute, schickt mir nie eine Tupper-Einladung! Wisst ihr denn nicht wie ungesund Plastik ist? Ach ja, ich bin Raucherin. Warum trifft man so selten attraktive Raucher?

Neulich habe ich mir dann Gedanken dazu gemacht, was mir und allen anderen Menschen eigentlich die bisherige Schulkarriere gebracht hat. Da ich sie vor mir selbst nicht rechtfertigen konnte, habe ich etwas erfunden. Wenn mich das nächste Mal ein Fremder in der Bar anspricht, frage ich ihn zuerst nach der Mitternachtsformel. Wenn sie nicht wie aus der Pistole geschossen aus seinem Mundwerk kommt, verweigere ich jede Aussage.

mitternachtsformel