Monat: Mai 2015

Geldsklaven

Also wenn man mir im Internet auf mich zugeschnittene Werbung präsentiert, kann das ja sehr hilfreich sein. Manchmal kennt ein anderer einen einfach besser als man selbst. Das Problem ist nur: auch wenn ich die Sachen brauchen würde und sie gerne hätte, ich habe kein Geld. Und jetzt schickt mir bitte keine Werbung für Kredite.

Ich esse Löwenzahn, auf Partys trinke ich die Reste der Leute leer, die schon todesdicht oder weg sind, und Bahnfahren geht nur schwarz, im Sommer Fahrrad. Die Klamotten in meinem Kleiderschrank muss ich mir jede Saison neu schönreden und mit der GEZ pflege ich schon seit über einem Jahr eine intensive Brieffreundschaft. Vor allem darüber, dass ich kein Geld habe und dass ich meinen Fernseher verkaufen müsste, um die Beiträge zu zahlen. Meine Haare schneide ich mir selbst. Meinen Handyvertrag habe ich bei O2, und zwar bestimmt nicht, weil die so einen guten Service bieten. Fleisch gibt’s bei mir nur sporadisch. Und Bücher beziehe ich von Amazon gebraucht, weil ich mit meinem Geldmangel die großen Konzerne unfreiwillig stärken muss. Teile hiervon sind tatsächlich wahr!

Und jetzt mal im Ernst: sind Designer-Handtaschen wirklich Luxus, fancy Mode-Uhren aus Roségold oder hässliche Uggs aus Schäfchen?

Ich schlafe jeden Tag aus, esse wann ich will, gehe raus, wann ich will, und trockne mir die Haare an der Sonne. Ich lege mich an die Spree bei schönem Wetter, lese, schreibe, tanze, wann ich will. Während andere dem Geld hinterher laufen, läuft ihnen die Zeit davon, und ich laufe mit ihr. Sie denken, Geld verschafft ihnen Freiheit, dabei sind sie seine Sklaven. Mein Luxus sind Gesundheit und Selbstachtung. Sie brauchen Urlaub von ihrem Leben. Mein Leben hingegen fühlt sich wie Urlaub an.

Verfehlung

„Wenn du Hunger hast, gehst du wahrscheinlich in ein Restaurant, weil du keine Lust hast, zu Hause nach dem Kochen das Geschirr zu spülen und den Müll zu beseitigen.
Wenn du neue Bekanntschaften machst, denkst du nicht daran, dass sie dir schöne Momente bescheren oder dich mit neuen Ideen inspirieren könnten. Du berechnest vermutlich deinen Nutzen oder hast Angst vor dieser Bindung und Verpflichtungen oder möglicherweise davor, verletzt zu werden.
Wenn du darüber nachdenken würdest, ob du dir ein Haustier anschaffen solltest, würdest du zu dem Entschluss kommen, es nicht zu tun, weil du weißt, dass dieses Tier dir Arbeit und Sorgen machen und eines Tages sterben würde und du dann traurig und alleine zurück bleiben würdest, anstatt dich auf die schöne Zeit mit ihm zu freuen und dir auszumalen, wie es dein Leben bereichern würde und dass du seins bereichern könntest.
Und wenn du den Menschen treffen würdest, nach dem du dein Leben lang gesucht hast, weil es derjenige ist, den du aufrichtig lieben kannst, würdest du flüchten vor Angst, anstatt dich auf ihn einzulassen und deine langweilige und eintönige, ja substanzlose Einöde einer Existenz für die Liebe zu riskieren.
Und genau deswegen passen wir nicht zueinander: weil du immer Sicherheit gegen Glück tauschst, weil du dich selbst deines eigenen Glückes beraubst und es vor dir und allen anderen als Wissen über die Welt rechtfertigst. Wegen dieser deiner Überzeugungen könnten wir nie zusammen glücklich werden. In welchem Verhältnis auch immer.“