Psychologie

Alles, was du bist

Du bist ein Betrüger. Und es ist dir egal oder gefällt dir. Du versuchst, der Beste zu sein, der Stärkste, der Schönste. Du vergleichst dich. Dein Maßstab ist Neid. Deine Motivation Anerkennung.

Du bist kontrovers, aber du weißt es nicht. Du bist ein Frauenjäger, weil du denkst, dass du einfach so bist. Während dich eigentlich Weiblichkeit dominiert. Du denkst, du lebst in der Gegenwart, dabei berechnest du beständig die Zukunft. Wenn du nicht rechnest, fühlst du dich verloren. Sicherheit ist dein Zuhause, Vergangenheit dein Gefängnis.

Alles wiederholt sich: Routinen, Wörter, Entscheidungen. Du bist determiniert. Seit Jahrzehnten. Du meinst, deine Psyche wäre gefestigt, dabei bist du Sklave deines Horizonts. Du hast ein starkes Ego, und das macht dich stolz. Doch Geld und Seele spielen – und du bist der Ball.

Du bist gewöhnlich. Du vergisst, was du weißt. Deshalb drehst du dich im Kreis. Mit deinen Gefühlen, deinem Leben, deiner Art zu lieben.

Du liebst, was dir weh tut. Du vermisst, was dich verlässt – weil es dich verlässt. Du sehnst dich nach Unterhaltung, nicht nach Substanz.

Deine Traumfrau ist plastisch, erdacht, charakterlos. Illusionär. Dein Leben besteht aus Fantasien. Du versagst, weil du ängstlich bist. Und du wirst nie erfahren, was hinter dem bequemen Vorhang steckt. Die Sprache, die du sprichst, spricht meine Brust, mein Arsch, meine Geduld. Du willst nicht zu viel und nicht zu wenig. Sobald du Muster erkennst, wertest du ab. Als ob du nichts von dir hältst.

Und für mich? Bist du eine Fabel: schön, klug, kreativ, gut. Du bist geistvoll, männlich, berechnend und ehrenvoll. Großzügig und beseelt.

Dennoch, in meinem Gefühl für dich gibt es einen Fehler: einen Zweifel, eine Herausforderung, ein interessantes Detail, das es zu begradigen gibt:

Du bist ein sehr kurzes Gedicht, das wenig verrät und viele Geheimnisse zulässt. Wie einfach du doch eigentlich bist: Du sagst nichts; und damit sagst du so viel.

Und für dich? Bin ich schön und bequem, beizeiten auch interessant, vielleicht herausfordernd, weil provokant. Ich bin ein bisschen daneben und dann wieder so gefasst, sensibel, aber doch selbstachtend. Uninteressant, weil ich dich als Mensch schätze, egal wie du bist. Denn du möchtest bestraft werden. Weil du all das bist, wovon du nicht weißt, dass du es bist.

Freud’sche Ansichten

Meinen Sonntag verbrachte ich damit, die Waschmaschine wieder in Gang zu bringen. Davon hatte ich keine Ahnung, musste jedoch den aufgelösten Teppich aus der Trommel entfernen, da ich arm bin und mein Geld lieber für Bier als für  Klempner ausgebe.

Ich googelte: Waschmaschine kaputt teppich ikea

Tatsächlich fand ich Menschen, die exakt dasselbe erlebt hatten.

Ich parkte die Blei-Waschmaschine also in 27 Zügen aus und verging mich zuerst an den Schläuchen. Bernd182 meinte nämlich, ich müsste die Schläuche von Flusen befreien. Zur Hilfe holte ich mir noch schnell einen Eimer, der potentielle Waschmaschinen-Ergüsse aufzufangen fähig wäre.

Alsdann legte ich Hand an. Unweigerlich fühlte ich mich an einen Penis erinnert. Ich schraubte die Befestigung wie eine Vorhaut zurück, woraufhin die Maschine kleine Lusttröpfchen verlor und mich glauben machte, ich täte das Richtige. Eifrig penetrierte ich sie fester und heftiger, die Erektion des Schlauchs in meiner Hand war immer deutlicher zu spüren, hier und da lösten sich kleine, dann größere Spritzer, dann erbebte die pralle Gier und schoss mit ungezügeltem Druck aus sich heraus, begoss meine Hand, meinen Körper, die Schränke, den Boden, und schließlich auch mein Gesicht. Sowie ich mich sammeln konnte, erleichterte sie sich im Eimer, bis ich im Stande war, das Wasser abzudrehen. Allmächtiger, Haleluja.

Es war ungefähr Mittag. Meine emotionale Erregung verlangte nach Rotwein. Ich schenkte ein, setzte mich, trank und betrachtete meine feuchte Umgebung.

Hinten war ich also fertig. Für vorne zog ich mir meine Gummistiefel an. Das Flusensieb kokettierte. Nur eine Zange konnte es davon überzeugen, sich zu öffnen. Und ehe ich mich darauf vorbereiten konnte, schwappte der zweite Erguss im Lot über mich drüber. Sind das multiple Orgas… naja, gut. Das ging echt schnell.

Ich zündete mir eine Zigarette an, kippte den Wein auf Ex, entfernte sorgfältig die Flusen aus dem Sieb und schloss die Klappe. Ob die Maschine jetzt wieder funktioniert? Die Stunde der Wahrheit.

Vorsichtig drückte ich den An-Knopf, wählte zärtlich das Selbstreinigungsprogramm und zog noch ein letztes mal an der Zigarette.
Sie läuft!
Ich stöhnte auf, ließ mich in den Stuhl zurückfallen und schlief ein.

Liebe ist nicht gleich Liebe

Heute durfte ich zufällig Interessantes erfahren. Obwohl sich die gesamte Menschheit schon immer fragt, was denn überhaupt Liebe ist, hat es die Psychologie schon längst definiert und schweigt.

Es gibt zwei Arten von Liebe. Die eine nennt sich Agape, die andere Eros.

Agape ist die uneigennützige Liebe. Ich liebe jemanden in seinem Ganzen. Ich möchte ihn nicht verändern, sondern so wie er ist. Sein Wohl steht für mich an erster Stelle. Agape kennt keine Absichten als die Bedürfnisse der geliebten Person, ungeachtet der eigenen, zu befriedigen.

Eros ist die eigennützige Liebe. Diese finden wir zum Beispiel auch beim Verliebtsein vor. Ich will mir durch die Gegenwart des Geliebten MEIN Wohl verschaffen. Das Verliebtsein lebt von meiner Vorstellung, der andere kann mir meine Wünsche erfüllen. Er ist also Mittel zur Befriedigung meiner Bedürfnisse. Ich benutze den anderen zur Werterhöhung meiner selbst. Bin ich verliebt, möchte ich zurückgeliebt werden.

Bei Agape ist es unwesentlich, ob ich zurückgeliebt werde. Diese Liebe kann nicht enttäuschen, da sich nach nichts verlangt. Eros kann enttäuschend werden, wenn sich die Vorstellung von dem anderen, die ich im Bezug auf mich habe, nicht bestätigt. Eros liebt das So-sein-Sollen, Agape das So-Sein des Geliebten.

Kennste??